(Lauf-)aktive Trauerarbeit und 10.000 Meter Begeisterung

Mit einer Gedenkminute erinnerte der Veranstalter, die SCC - Running Event GmbH, an die vor Tagen in der Duisburger Tunnelröhre todgequetschten 21 Masseneventopfer. Stunden vorher waren auch die offiziellen Trauerbekundungen anlässlich der todbringenden 'Loveparade" in Duisburg beendet, da war in Berlin schon wieder die nächste Massenveranstaltung im Gange: Rechts und links von mannshohen Metallgitterzäunen gesäumt, ging es in der langestreckten, gassenartigen 'Loslaufbox" für die rund 10.000 Läufer durchaus eng, teils sogar etwas bedrängt zu. Zumindest für Minuten vor dem Startschuss zur 19. City - Nacht, der traditionell auf Berlins westlicher Prachtmeile, dem Kurfürstendamm, stattfand. Für Platzangst oder Panik gab es aber zu keinem Zeitpunkt einen Grund, ließ Racing - Direktor Mark Milde wegen der Duisburger Schreckensszenen wissen. 'Unser Sicherheitskonzept ist mit Feuerwehr und Polizei sauber abgestimmt", so Milde zu Wir-bewegen-Berlin. Präzise Fragen nach Sicherheits- und Evakuierungskonzepten zu solchen Massenlaufveranstaltung sind durchaus berechtigt, denn wie beim Berlin - Marathon, bewegen sich bis zu 35.000 Teilnehmer auf engsten Raum, wenn sie im eingezäunten Bereich der Ablaufzonen warten. Denn wenn Menschen eingeklemmt sind, wird die die Menge rasch von erdbebenartigen Schockwellen durchzogen, dies haben computeranimierte Studien wissenschaftlich nachgewiesen, wie renommierte Panikforscher wissen. Doch die gute Ablauforganisation ließ solche düstere Gedanken rasch verfliegen. Und schließlich hatte Spreeathens Energieriese Vattenfall hatte mit dem stadtweit platzierten Sponsorenversprechen von '10.000 Meter Begeisterung" gelockt. 10.000 Meter Begeisterung kam auf Dem Motto folgend, versprühten 9.450 Laufenthusiasten am letzten Julisonnabend dann gleich so viel Euphorie, dass sie allesamt zum neuem Teilnehmerrekord beitrugen, wie Mark Milde, der Renndirektor, nicht ohne Stolz in der Stimme gegenüber Wir-bewegen-Berlin mitteilte. Das war immerhin auch deshalb beachtlich, weil zu diesem Zeitpunkt gerade die Liveübertragung der Leichtathletik - Europameisterschaften aus dem spanischen Barcelona ausgestrahlt wurde. Doch dafür bot die Laufhauptstadt Berlin ein 'Ku - Damm - Wiedersehen" mit Irina Mikitenko. über die kursierten in den letzten Monaten keine Nachrichten, und auch bei der EM suchten sie Langstreckenfans vergeblich unter den 10.000 m - Konkurrentinnen. 'Die Fußverletzung vom April hat mich im Training stark zurückgeworfen, aber ich gewinne nun wieder deutlich an Form, " so die deutsche 5.000 - Meter -, 10 - Kilometer - und Marathonrekordhalterin noch beim Aufwärmen zu Wir-bewegen-Berlin. 'Das Rennen ist für mich ein reiner Tempotest", sagte Mikitenko weiter, denn im Herbst wolle sie wieder beim Marathon starten. Wo allerdings, das verriet sie nicht. Ihr 10 km Rennen gestaltete die für den TV Wattenscheid Startende mit gewohnter Souveränität und siegte in 32:58 min deutlich wie überlegen. Insgesamt ein Leistungs- und Gesundheitsbild, das Mikitenkos derzeitigen Formanstieg bestätigen dürfte. Zweite und dritte wurden die Britinnen Gemma Steel (33:59 min) und Justina Heslop (34: 19 min). Auf Rang vier und als zweite Deutsche platziert, benötigte Melanie Schulz (LC Erfurt) 34:43 min für den zwei Mal zu durchlaufenden und schnellen wie flachen Rundkurs. Bei den Männern des traditionell bei einsetzender Dämmerung startenden Teilnehmerfeldes, wurden als Konkurrenten Musa Roba - Kunkal (TV Wattenscheid), Kenialäufer Felix Limo sowie der Brite Phil Wicks groß angekündigt. Die bildeten bei Kilometer fünf auch die dreiköpfige Phalanx, wo sie die Hälfte in exakt 14:30 min passierten. Bei der Ansagereihenfolge blieb es dann auch im mit Lichtkanonen effektvoll illuminierten Ziel: Roba - Kunkal war bei den Männern in 29:09 Minuten der Schnellste und besiegte dabei immerhin Limo, den Berlin - Marathongewinner von 2004, der 29:21 min brauchte - dicht gefolgt vom Britten Wilks (29:25 min). Ein durchaus befriedigendes Ergebnis, das auch den sommerlich milden Temperaturen zu verdanken war. So führte das sympathische Sommerwetter auch tausende Zuschauer an die Einkaufsmeile zwischen Kurfürstendamm und Kantstraße, wo schwungvolle Samba - Rhythmen noch den ganzen Abend für ausgelassene Sommernachtsstimmung sorgten. (Lauf-)aktive Trauerarbeit Solches Hochgefühl empfand Karsta Parsiegla vom SCC Berlin kaum, denn die W 45 - Läuferin musste bei der City - Nacht unter traurigen Vorzeichen an den Start gehen. Und leistete damit - wie etliche ihrer Vereinskameraden - als Dreizehnte des Frauenklassements (39:18 min) sprichwörtlich aktive Trauerarbeit: 'Vor knapp 14 Tagen, am 17. Juli, ist unsere langjährige Trainingsgefährtin Antje Hehn an Brustkrebs verstorben. Sie war erst 47". Doch es wäre es ganz im Sinne der zu beklagenden Marathonläuferin gewesen, dass wir hier heute rennen, so Parsiegla, die wie Vereinskameradin Susanne Fleischer als Zeichen der Anteilnahme mit schwarzer Trauerschleife am Trikotoberteil startete. 'Wir vermissen sie alle sehr", so Karsta Parsiegla noch sichtlich gerührt zu Wir-bewegen-Berlin. Autor: Volker Schubert Fotos/Quelle: Volker Schubert

Newsletter abonnieren
Jetzt registrieren
Finde uns auf
Facebook
Suche

Werbeanzeige

Banner