Was für ein Jubiläum! 75. ISTAF begeistert Zuschauer und Athleten

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Was für ein Jubiläum! 16 aktuelle Olympiamedaillen-Gewinner aus Rio, vier deutsche Siege, sechs emotionale Abschiede, strahlender Sonnenschein, glückliche Weltklasse-Athleten und 44.500 begeisterte Zuschauer, darunter 19 ehemalige Olympiasieger auf der Ehrentribüne – das 75. ISTAF am vergangenen Samstag, 3. September, war ein mitreißendes Leichtathletik-Spektakel, das mit einem großen Feuerwerk endete.

Dieses ISTAF vergisst so schnell niemand – und Christina Obergföll wird die 75. Auflage auf jeden Fall ein Leben lang in Erinnerung behalten. Die Speerwurf-Weltmeisterin von 2013 schrieb die emotionalste Geschichte des außergewöhnlichen Meetings. Im letzten Wettkampf ihrer erfolgreichen Karriere feuerte die 35-Jährige ihr Wurfgerät auf 64,28 m – keine der Konkurrentinnen warf weiter, auch nicht Olympiasiegerin Sara Kolak aus Kroatien (4. Platz/59,67 m). Christina Obergföll war nach dem überraschenden Sieg überwältigt und kämpfte mit den Tränen: „Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass das nochmal so eine Nummer wird.“ Die Fans im Berliner Olympiastadion honorierten die „Nummer“ mit Standing Ovations.

Deutsche Speerwerfer dominieren

Von den Sitzen riss die Zuschauer auch das deutsche Speerwurf-Quartett bei den Männern. Johannes Vetter schleuderte den Speer gleich im ersten Versuch auf 89,57 m: Persönliche Bestleistung und Platz vier der ewigen deutschen Bestenliste seit Einführung des neuen Speers. Vetter brachte die Zuschauer und seine deutschen Mitbewerber sogleich auf Betriebstemperatur. Denn Julian Weber legte im zweiten Durchgang mit 88,29 m ebenfalls eine persönliche Bestleistung auf den Rasen des Olympiastadions und wurde Zweiter. Mit dieser Weite hätte er in Rio Silber gewonnen. Und das, obwohl er in Schuhen von Olympiasieger Thomas Röhler starten musste, weil seine Sporttasche nicht rechtzeitig in Berlin eingetroffen war. Andreas Hofmann kam mit Saisonbestweite von 85,42 m auf Rang drei vor Olympiasieger Thomas Röhler (82,55 m), der sich mit dem vierten Platz begnügen musste. „Macht nix“, sagte Thomas Röhler. „Das war ein herrlicher Nachmittag für die deutsche Leichtathletik. Vier deutsche Speerwerfer vorn, perfekt.“

Leichtathletik-Legenden fiebern mit

Das fand auch Klaus Wolfermann (70). Der Speerwurf-Olympiasieger von 1972 gehörte wie auch Ulrike Nasse-Meyfarth (1972 und 1984), Dietmar Mögenburg (1984) und Heike Henkel (1992) zu den 19 ehemaligen deutschen Olympiasiegern, die als Ehrengäste im Rahmen der Eröffnungs-Zeremonie mit Oldtimern von VOLKSWAGEN ins Olympiastadion kamen und anschließend auf der Tribüne mit ihren „Nachfolgern“ mitfieberten. „Das ISTAF ist eine Marke“, sagte Klaus Wolfermann. „Hört man den Namen, weiß jeder Leichtathlet, da steckt Qualität hinter.“ Auch Ulrike Nasse-Meyfarth (60) war zufrieden: „Ich habe jede Minute auf der Tribüne genossen.“

Auch Sören Ludolph von der LG Braunschweig genoss über 800 Meter das „Abschlussfeeling“, auch wenn er nach etwas über der Hälfte der Distanz abreißen lassen musste und Letzter wurde. Verabschiedet wurden auch Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) und Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie Raul Spank (LG Nord Berlin) und Björn Otto (ASV Köln).

Vier Deutsche gewinnen beim ISTAF

In den 16 Disziplinen feierten die deutschen Athleten beim 75. ISTAF insgesamt vier Heimsiege: Nach Christina Obergföll und Johannes Vetter setzten sich auch Gina Lückenkemper über 200 m und Europameisterin Cindy Roleder über 100 m Hürden durch.

Hinter Gina Lückenkemper (22,92 Sek.) wurde Lisa Mayer (23,01 Sek.) zur Freude der Fans Zweite. Das deutsche Duo aus der 4x100-Meter-Staffel, die in Rio Vierte wurde, ließ auf der Zielgeraden sogar Jeneba Tarmoh (USA) stehen. „Es war wahnsinnig cool, hier zu gewinnen. Besonders schön war die Ehrenrunde mit den Mädels“, jubelte Gina Lückenkemper. „Einfach klasse, wie das Publikum einen hier unterstützt hat. Ich wusste, dass das heute mein Rennen ist – und war mir auf der Zielgeraden sicher, dass ich gewinne. Das konnte mir keiner mehr nehmen.“

Cindy Roleder siegte über die 100 m Hürden in 12,65 Sekunden und strahlte im Ziel. „So eine Zeit zum Abschluss – das ist phänomenal», sagte die Leipzigerin unter dem Jubel der 44.500 Zuschauer. „Die Stimmung war bombastisch. Es war ein perfekter Abend für mich.“ 

Auch der brasilianischen Stabhochsprung-Olympiasieger Thiago Braz da Silva wurde vom Publikum tatkräftig unterstützt, kam aber nicht über 5,72 m hinaus und verpokerte sich. Der Grieche Konstadinos Filippidis machte höhengleich das Rennen.

Robert Harting bei „Premiere“ Dritter

Im Diskuswurf überraschte der Österreicher Lukas Weißhaidinger mit der Saisonbestleistung von 66,00 m und verwies den Polen Piotr Malachowski (65,39 m) auf Rang zwei. Lokalmatador Robert Harting wurde bei der „Diskus-Premiere“ Dritter (63,23 m). Auf Hartings Wunsch hin wurde der Diskusring beim ISTAF in die andere Stadionhälfte verlegt und erstmals zentral positioniert: „Das Stadion sah atemberaubend aus, wir müssen nur gucken, dass wir jetzt die Leistung in den Ring kriegen“, sagte Robert Harting und blickte nach vorn. „Vielleicht können wir sogar bei der EM 2018 von hier werfen, das wäre ein kleines Träumchen.“

Rio-Olympiasieger Christoph Harting konnte wegen einer Erkrankung nicht werfen, kam aber ins Olympiastadion, schrieb fast zwei Stunden lang Autogramme und stand für „Selfies“ bereit. „Die letzten Tage waren schwer. Ich lag im Bett mit Fieber und Schüttelfrost“, so Christoph Harting. „Ich bin in Rio krank geworden – das schleppe ich jetzt seit zwei Wochen mit mir rum. Es ist einfach schade, dass ich heute nicht dabei sein konnte.“

In seinem letzten Rennen auf europäischen Boden lief Altmeister Bernhard Lagat (41) über 3.000 m um den Sieg mit (7:43,63 Min.), musste aber im Schlussspurt ganz knapp dem Kenianer Augustine Kiprono Choge (7:43,00 min) den Vortritt lassen.

Semenya und Rudisha glänzen über 800 m

Erfolge mit Weltklasse-Zeiten feierten auch die beiden 800-m-Olympiasieger von Rio, die Südafrikanerin Caster Semenya (1:55,68 Min.) und der Kenianer David Rudisha (1:43,31 Min.). Überraschungssieger im Kugelstoßen wurde beim siebten Platz von David Storl (20,15 m) der Kongolese Franck Elemba (20,67 m). Dreisprung-Europameister Maximilian Heß sprang mit 16,70 m auf Rang zwei hinter dem US-Amerikaner Chris Carter (17,01 m). Im Weitsprung landete Rio-Olympiasiegerin Tianna Bartoletta aus den USA auf dem dritten Platz (6,49 m). Es gewann Jazmin Sawyers aus Großbritannien (6,62 m).

Im 100-m-Rennen triumphierte Kim Collins (St. Kitts und Nevis). Der Weltmeister von 2003 war nicht zu schlagen (10,07 Sek.). Persönliche Bestzeit lief der Brite David Omoregie über 110 Meter Hürden (13,24 Sek.). Die Rio-Olympiasiegerin Michelle Carter (USA/19,68 m) gewann unterdessen auch die Kugelstoß-Revanche gegen die weiteren beiden Rio-Medaillengewinnerinnen und die Deutsche Christina Schwanitz, die mit 18,45 Meter Vierte wurde.

Zuschauer „tragen“ Gesa Krause

Unter dem Jubel der Zuschauer lief Europameisterin Gesa Krause über die 3.000 Meter Hindernis auf Rang zwei (9:30,95 Min.). Schneller lief nur die 17-jährige Kenianerin Celliphine Chepteek Chespol (9:25,49 Min.). „Das Publikum war einfach mega-geil, eine atemberaubende Stimmung“, sagte Gesa Krause. „Ich wurde förmlich über die Bahn getragen.“

Meeting-Direktor Martin Seeber: „Es war ein tolles Jubiläum. Emotionaler Höhepunkt war sicherlich die Verabschiedung von Christina Obergföll. Das Feedback von den Zuschauern und den Sportlern ist phänomenal. Viele Sportler haben schon jetzt angekündigt, im Februar wiederzukommen.“

Dann steigt in der Mercedes-Benz Arena das 4. ISTAF INDOOR (Freitag, 10.02.2016). Der Vorverkauf für das Leichtathletik-Spektakel unterm Hallendach hat bereits begonnen.

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