LSB-Mitgliederversammlung am 25. November 2016

Diskussion über Hallenskandal, Leistungssportreform, Good Governance und Compliance / Sportplakette für Natascha Keller und Jenny Wolf / Neue Vizepräsidentin Kirsten Ulrich

 

Der organisierte Sport in Berlin präsentierte sich auf seiner dreistündigen Mitgliederversammlung am 25. November einheitlich und geschlossen. Abstimmungen erfolgten ohne Gegenstimme. Dennoch kamen in dem vollbesetzten Saal beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Berlin-Mitte unter Leitung von Vizepräsident Thomas Härtel die großen Probleme zur Sprache. Gleich zu Beginn bezeichnete die Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Dr. Manuela Schmidt, die Situation, dass immer noch Flüchtlinge in 38 Sporthallen untergebracht sind, als menschenunwürdig und nicht akzeptabel. „Der Senat, hat sein Versprechen, die Hallen bis Ende 2016 freizuziehen, nicht gehalten.“ LSB-Präsident Klaus Böger erinnerte in seinem Bericht daran, „dass der Sport zu jenen gehörte, die die Flüchtlinge von Anfang an willkommen hießen und Angebote bereithielten. „Wir haben zähneknirschend Ja gesagt zu einer temporären Unterbringung in Sporthallen, um Obdachlosigkeit zu vermeiden. Wir haben aber zugleich Alternativen gefordert. Bei dieser Aufgabe hat Berlin versagt“, sagte er und erntete viel Beifall. „So kann man nicht mit Menschen und dem Vertrauen in die Politik umgehen. Das Pingpong-Spiel zwischen den verschiedenen Senatsebenen – das tut weh.“ Sollten, so Böger, die Hallen erst zum Schuljahresbeginn 2017/18 wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen, sind zwei Jahre seit der Belegung vergangen. „Das kann nicht sein, das ist eine Sauerei“, sprach er erneut unter viel Beifall den Delegierten aus der Seele. Martin Hartmann, Vizepräsident des Berliner Turn- und Freizeitsportbundes dankte ihm für die deutlichen Worte und zog den Antrag seines Verbandes „Fragen zum Freizug von beschlagnahmten Sporthallen“ zurück.

Es gab, so Böger, in der vergangenen Legislaturperiode auch Verbesserungen für den Sport. Er nannte die Bezahlung der Trainer und Übungsleiter, die finanzielle Ausstattung der Bäder sowie die Verdopplung des Sportanlagensanierungsprogramms. Er betonte, dass der LSB dieses Programm aber nicht mit Hilfe des Sportsenators, sondern der Parlamentarier durchgesetzt hat, denen er ausdrücklich dankte. Hinsichtlich der neuen Koalitionsvereinbarung sagte er: „Es kommt nicht darauf an, dass von den 251 Seiten nur drei Seiten dem Sport gewidmet sind. Es kommt darauf an, dass auch umgesetzt wird, was darin steht, dass es zum Beispiel endlich eine Fördervereinbarung für den Sport gibt.“

Die Mitgliederversammlung beschäftigte sich außerdem mit dem Thema „Good Governance und Compliance im Sport“. Sylvia Schenk von Transparency International e. V., erklärte in ihrem Vortrag: „Die Menschen wollen Partizipation und Mitsprache“. Die Diskussion um die DOSB-Leistungssportreform sei dafür ein Negativ-Beispiel. Inhalte der Leistungssportreform erläuterte LSB-Abteilungsleiter Frank Schlizio. Desweiteren verabschiedeten die Delegierten einstimmig den LSB-Haushalt 2017. 

Schließlich wurde auch die Gründung des Sportverbundes Berlin thematisiert, der laut seines Leitbilds Interessenvertreter der Sportvereine mit mehr als 2000 Mitgliedern sein will und die Mitgliedschaft im LSB mit Stimmrecht anstrebt. „Ja, Großvereine sind wichtig und können Leitsterne der Sportentwicklung sein“, sagte Klaus Böger. „Aber die Einheit des Sports ist ein hohes Gut, die verhindert, dass die Vertreter des Sports gegeneinander ausgespielt werden können.“ Er verwies darauf, dass die Satzung des LSB geändert werden müsste und darüber nur die Mitgliederversammlung entscheiden kann. „Wir werden die Gespräche weiterführen und darüber informieren“, sicherte er den Delegierten zu.

Mit besonderer Freude hatte er zuvor die höchste Auszeichnung des LSB, die Sportplakette, an zwei ehemalige erfolgreiche Spitzenathletinnen  verliehen: an Jenny Wolf, Weltmeisterin und Olympiasilbermedaillengewinnerin im Eisschnelllauf, und an Hockey-Rekordnationalspielerin und Olympiasiegerin Natascha Keller.

Neuwahlen gab es nicht. Aber Marlies Wanjura hatte aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt als Vizepräsidenten für Frauen und Gleichstellung niedergelegt. Als Nachfolgerin im Amt wurde einstimmig Kirstin Ulrich, Vorsitzende des Sporttreffs Karower Dachse, gewählt.

 

Text: Angela Baufeld

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