Bestens gelaufen – ISTAF begeistert Fans und Athleten

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| © Camera4

Ein Weltrekord, ein Meetingrekord, ein deutscher und ein US-Rekord sowie 22 persönliche Bestzeiten und 17 Saisonbestleistungen – das 76. ISTAF im Berliner Olympiastadion war eine große Leichtathletik-Party. Die 42.500 begeisterten Zuschauer feierten fünf deutsche Siege in 15 Wettbewerben und neben den Rekorden auch zahlreiche Top-Leistungen weiterer Athleten der „Neuen Deutschen Welle“. 

Eine tolle Premiere feierte die neue ISTAF-Fantribüne, die erstmals in der Ostkurve des Olympiastadions zum Einsatz kam. Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) durfte gleich siebenmal hindurchlaufen. „Die Bühne war echt cool, insgesamt war es eine geile Stimmung“, sagte die 25-Jährige, die in einem packenden Rennen und angefeuert von den Fans einen neuen deutschen Rekord über die 3.000 m Hindernis aufstellte. In 9:11,85 Minuten wurde Krause Zweite hinter Norah Tanui (Kenia), die ihre Bestzeit und den Meeting-Rekord auf 9:03,70 Minuten steigerte. „Ich hatte nach London eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und der Gewissheit, dass ich gut trainiert habe, in mir", erklärte Gesa Krause. 

Für eine neue Bestmarke in den Rekordlisten sorgte auch Konstanze Klosterhalfen. Zum dritten Mal lief sie die 1.500 m unter vier Minuten, beim ISTAF (3:58,92 Minuten) verbesserte sie dabei ihren eigenen deutschen U23-Rekord. „Ich war befreit nach London, denn ich wollte einfach nur zeigen, dass ich es besser kann“, jubelte der Shooting-Star der deutschen Leichtathletik. Der Lärmpegel nahm dabei auf den letzten Metern zu und entlud sich in einem Riesenjubel, als die Uhr unter vier Minuten stehenblieb. „Ich weiß nicht, wo ich diese Zeit noch hergeholt habe", erklärte die mehrfache deutsche Meisterin. „Ich habe einfach gedacht: Heute ist alles egal, heute laufe ich einfach, das Publikum wird mich schon tragen. Und genau so war es.“ 

Einen unwiderstehlichen Endspurt hatte auch Caster Semenya zu bieten. Die Südafrikanerin lief einen neuen – inoffiziellen – Weltrekord über 600 Meter. In 1:21,77 Minuten war sie fast eine Sekunde schneller als die bisherige Weltbeste. „Ich fühle mich hier zu Hause, immer willkommen und geliebt. Ich habe meinen ersten Titel in dieser Stadt gewonnen. Ich wollte vor diesem großartigen Publikum eine gute Leistung abliefern“, sagte Caster Semenya. Ajee Wilson lief auf Platz zwei und die 600 m dabei so schnell, wie keine US-Amerikanerin vor ihr. 

Im Speerwurf setzte sich ein deutsches gegen ein tschechisches Duo durch. Weltmeister Johannes Vetter feierte mit starken 89,85 m seinen zweiten ISTAF-Sieg in Folge. Schon im vergangenen Jahr hatte er über 89 m geworfen und damit den Olympiasieger Thomas Röhler entthront. Dieses Mal wurde Röhler wieder Zweiter – mit 86,07 m. Johannes Vetter: „Ich bin komplett am Ende, es war eine tolle Saison mit einem Super-Abschluss. Berlin hat uns getragen und zu diesen Leistungen getrieben.“ Auf der Ehrenrunde ließ sich das Speerwurf-Ass vom Berliner Publikum gebührend feiern. 

Das tat auch David Storl – und das tat dem dreifachen Europameister sichtlich gut. Nach einer verkorksten WM mit Rang zehn stieß Storl die Kugel beim ISTAF im zweiten Versuch auf 21,11 m. Das reichte schon zu Platz eins. Ähnlich erging es Lisa Mayer. Auch sie befindet sich auf der Zielgeraden einer durchwachsenen Saison, zeigte aber dem heimischen Publikum noch einmal ihre ganze Klasse. Die 21-Jährige wollte im Olympiastadion unbedingt die kurze Sprintdistanz laufen und eine Persönliche Bestleistung aufstellen. Das gelang ihr mit einem starken Finish eindrucksvoll. Auf den letzten Metern zog sie noch an ihrer Teamkollegin Gina Lückenkemper vorbei und siegte in 11,14 Sekunden zwei Hundertstelsekunden vor der Dortmunderin. Ein deutscher Doppelsieg über 100 Meter.  

Die beiden deutschen Sprinterinnen konnten dann ein zweites Mal jubeln: Denn die deutschen Staffel-Frauen sprinteten der Konkurrenz davon und gewannen in Saisonbestzeit von 42,17 Sekunden. Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase nahmen den US-Amerikanerinnen dabei fast eine Sekunde ab. „Ein perfekter Tag für mich“, frohlockte Lisa Mayer in den Armen ihrer Teamkolleginnen, als das Quartett nach der Ehrenrunde, dem Autogrammeschreiben auf der Fanbühne und zahlreichen Selfies bei den Journalisten angekommen war. „Nächstes Jahr bei der EM geht es noch schneller, wir haben noch Potenzial“, ergänzte Gina Lückenkemper, die einzige deutsche Sub-11-Sprinterin in diesem Jahrtausend. 

Schnell war auch der Sprint über 100 m der Männer. Der Jamaikaner Julian Forte hatte nach nicht einmal zehn Sekunden die Ziellinie überquert und schraubte seine Bestzeit auf 9,91 Sekunden. 

Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz musste verletzungsbedingt auf einen Start verzichten, schaute sich aber von der Tribüne aus die Wettkämpfe an. Sie sah, wie ihre Disziplinkollegin Nadine Hildebrand in 12,96 Sekunden Fünfte wurde. Ebenfalls im Rennen war Carolin Schäfer von der LG Eintracht-Frankfurt, die WM-Zweite im Siebenkampf. „Meine ISTAF-Premiere war megageil. Am Start zu stehen und das Gefühl zu haben, nach Hause zu kommen, war einfach spitze. Die Leute haben mich gefeiert ohne Ende – also ob ich hier schon Europameisterin geworden wäre.“ 

Im Diskuswurf feierte Piotr Malachowski einen Prestigeerfolg. Der Routinier siegte mit 67,18 m. Robert Harting wurde mit 64,59 m Fünfter, Christoph Harting landete mit 62,83 m auf Rang acht. 

Einen ganz starken Auftritt zeigte Richard Ringer. Beim Sieg des Bahrainers Birhanu Balew (13:11,00 Min.) über 5.000 Meter rannte der Friedrichshafener nach kluger Renneinteilung in 13:13,46 Minuten auf Rang fünf. Damit zeigte er, dass er ein Jahr vor der EM an gleicher Stelle erneut zu einer starken Leistung in der Lage ist. Die zweit- und drittbeste Zeit seiner Karriere ist Ringer nun beim ISTAF in Berlin gelaufen.

Im Stabhochsprung verzückte Weltmeister Sam Kendricks (USA) die Fans auf der extra eingerichteten Bühne. Die erlebten die Flugshow der „Stabis“ aus nächster Nähe. Aber auch alle übrigen Zuschauer sahen, wie der Weltmeister mit 5,86 m triumphierte. Wie bei der WM landeten Piotr Lisek (Polen; 5,81 m) und Renaud Lavillenie (Frankreich; 5,71 m) auf den Plätzen zwei und drei. Als bester DLV-Athlet wurde Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,51 m) Sechster. Der WM-Dritte im Zehnkampf Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) durfte sich ebenfalls dem ISTAF-Publikum präsentieren und übersprang als Zehnter 5,01 Meter. „Es war der Hammer“, schwärmte Kazmirek. „Die Stimmung war wunderbar, das Publikum ist toll mitgegangen.“ 

Den Weitsprung der Frauen gewann etwas überraschend Shakeela Saunders (USA) mit einem Satz auf 6,72 m vor der Europameisterin Ivana Spanovic (Serbien; 6,66 m). Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) kam als Achte auf 6,39 m.  

Bei den Männern über 110 m Hürden setzte sich Weltrekordler Aries Merritt (USA) in schnellen 13,17 Sekunden vor Landsmann Davon Allen (13,26 Sek.) durch. Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01; 13,70 Sek.) wurde als bester Deutscher Siebter. 

Über 200 m ließ Europameisterin Dina Asher-Smith (Großbritannien; 22,41 Sek.) auf den letzten Metern die WM-Zweite Marie-Josée Ta Lou (Elfenbeinküste; 22,44 Sek.) hinter sich. 400-Meter-Weltmeisterin Phyllis Francis (USA; 22,59 Sek.) verfehlte als Vierte ihre Bestzeit über die halbe Stadionrunde nur um neun Hundertstel. Die Deutsche Hallenmeisterin Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 23,32 Sek.) wurde Sechste.

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