Nachwuchssportlerin des Monats September - Olivia Andrich

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| © Camera4

Ringerin Olivia Andrich war sich nie zu fein zum Raufen

Olivia Andrich gewann im Juni bei den Europameisterschaften in Italien Silber und hat ihren Erfolg auch ihrem Bruder zu verdanken.

Ihre Gegnerin hatte sich zu früh gefreut. In ihrem Halbfinalkampf bei der Kadetten-EM in Faenza (Italien) hatte Ringerin Olivia Andrich gegen die Polin Patrycja Ewa Strzelczyk über weite Strecken das Nachsehen gehabt. Doch die Berlinerin steckte nie auf, wohlwissend, dass sie schon häufiger kurz vor Schluss das Blatt noch wenden konnte. Auch dieses Mal gelang ihr 0,3 Sekunden vor dem Ende die entscheidende Attacke. Olivia setzte sich durch und durfte sich kurz darauf über die Silbermedaille freuen, nachdem in Finale die Russin Viktoriia Khusainova dann doch zu stark war.

Immerhin konnte sie der neuen Titelträgerin als Einzige einen Punkt abknöpfen, die ansonsten im gesamten Turnier makellos blieb. Damit übertraf die 16-Jährige bei ihrer ersten EM-Teilnahme alle Erwartungen. Kurz darauf schaffte sie auch beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) in Aserbaidschans Hauptstadt Baku den Sprung aufs Treppchen und gewann Bronze. Bei der Eröffnungsfeier war sie dort sogar Fahnenträgerin des deutschen Teams. „Das war eine große Ehre, denn es war das erste Mal, dass eine Ringerin die Fahne tragen durfte“, sagt sie. Kurz vor dem Einmarsch war sie noch sehr nervös; sie hatte Angst, dass sich die Flagge verheddern würde. Erst als in der Arena der Jubel der Zuschauer aufbrandete, löste sich ihre Anspannung und sie konnte den großen Moment so richtig genießen.

Jungs haben nie gern gegen sie verloren

Nun folgt die nächste Auszeichnung als Berliner Nachwuchssportlerin des Monats September. Olivias Trainer Marco Mütze hat ihr Talent damals gleich erkannt, als sie sich als Neunjährige das erste Mal bei ihm vorstellte. „Der Biss und die Power, die dieses Kind hatte, waren einfach Wahnsinn. Man hat sofort gesehen, dass sie es weit bringen wird“, erinnert er sich. Trotzdem war ihr Werdegang keineswegs selbstverständlich.

Ringen gilt immer noch als Männerdomäne. Allerdings engagiert sich gerade Olivias Verein SV Luftfahrt seit vielen Jahren sehr erfolgreich dafür, dass mehr Mädchen den Weg auf die Matte finden. „Ich war mir auch nie zu fein zum Raufen. Vielleicht liegt das daran, dass ich einen großen Bruder habe“, sagt die Pankowerin. Am Ringen schätzt sie die Vielseitigkeit: Schnelligkeit, Kraft, Technik, Taktik und Wille seien gleichermaßen gefragt. Anfangs kämpfte sie noch gegen die Jungs. „Das war immer ein besonderer Ansporn“, sagt sie. „Ich wollte beweisen, dass ich genauso gut bin wie die Jungen. Und von denen wollte natürlich niemand gegen ein Mädchen verlieren.“

Auch neben dem Sport ist die 16-Jährige engagiert

Mittlerweile trainiert sie täglich. Manchmal ist das gar nicht so leicht, schließlich besucht Olivia keine Sportschule, sondern eine reguläre Oberschule. „Sie ist unglaublich zielstrebig, aber gleichzeitig auf dem Boden geblieben. Sie würde zum Beispiel niemals offen sagen, dass sie zu Olympia will – sie arbeitet einfach darauf hin“, sagt Trainer Mütze. Diese Lockerheit lässt sie mit Rückschlägen leichter umgehen.

Überhaupt legt Olivia viel Wert darauf, dass auch das Leben neben dem Sport nicht zu kurz kommt. Gerade hat sie sich selbst das Gitarrespielen beigebracht, für Lagerfeuerabende im Trainingslager. Zudem engagiert sie sich gegen Rassismus und für den Klimaschutz. Sie hat deswegen sogar ihre Ernährung umgestellt, lebt jetzt vegetarisch, weil weniger Fleischkonsum auch weniger Umweltbelastung bedeutet. „Ihre Leidenschaft ist ansteckend“, sagt Mütze.

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