Max Jagodzinski sehnt sich nach Wettkämpfen

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| © Tilo Wiedensohler / camera4

Nein, als sein großes Vorbild will er die neunmalige Paralympics-Siegerin nicht unbedingt bezeichnen. Sicher, er besuchte die Marianne-Buggenhagen-Schule in Buch. Die Namensgeberin der Einrichtung war es auch, die seine Begeisterung für den Sport erkannte und ihm vorschlug: Komm doch mal mit zum Paralympischen SC und versuche es mit Rennrollstuhlfahren. 2017 war das, Max Jagodzinski sagt: „Ich wusste gar nicht, dass solch eine Sportart existiert.“ Bis dahin hatte er Rollstuhl-Basketball gespielt. Aber seitdem er die ersten Runden gedreht hat, ist er begeistert von der Sportart. Und erfolgreich. Deshalb wurde der 18-Jährige auch zu Berlins Nachwuchssportler des Monats Februar gekürt.


Beim Istaf hat der junge Mann draußen und drinnen gewonnen

„Ich bin dankbar, dass sie mich zu dem Sport gebracht hat“, sagt der junge Mann. Doch er hat genug Selbstbewusstsein, seinen Weg jetzt allein zu verfolgen. Der ist nicht einfach, Max Jagodzinski wurde mit einer Spina bifida geboren, einer Fehlbildung der Wirbelsäule, und ist von der Hüfte an abwärts gelähmt. Er startet in der Klasse T54 – „das sind die Leute, die am wenigsten geschädigt sind“, wie der Rennrollstuhlfahrer freimütig erklärt. Das heißt: „Ich kann nur nicht laufen. Der Oberkörper ist komplett mobil.“

Als Trainer hat ihn Bernd Scheermesser unter seine Fittiche genommen, der bereits mit anderen paralympischen Sportlern Erfolge hatte, etwa mit dem Stelzensprinter Ali Lacin. Er hält viel von seinem Schützling: „Max ist lernbegierig und auch ehrgeizig. Seit wir zusammenarbeiten, ging es ständig aufwärts mit seiner Entwicklung.“ Jedes Jahr habe er sich um rund eine Sekunde über 100 Meter gesteigert. Das ist seine Lieblingsdistanz. Beim Istaf hat Jagodzinski beide Sprints gewonnen, sowohl im Olympiastadion als auch indoor. Als es noch Wettkämpfe gab.


Sein großer Traum ist ein Start bei den Paralympics

Da belegte er auch bei den deutschen Meisterschaften den zweiten Platz. Und bei den Jugend-Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Nottwil in der Schweiz, wo es eine der schnellsten Bahnen der Welt gibt, belegte Max Jagodzinski den neunten Rang über 100 Meter. Nicht schlecht, sollte man meinen, „nicht so gut“, findet der Sportler selbst, der sich mehr erhofft. Er wünscht sich Wettkämpfe zurück und hofft, dann bei der WM in diesem Jahr besser abzuschneiden. Bei der kurzen Distanz will er bleiben, „ich bin nicht so der Ausdauertyp“, und die Kurvenfahrerei gefällt ihm auch nicht besonders: „Da bin ich schon mal aus dem Rollstuhl geflogen.“

Im Moment fehlen ihm die Vergleiche ebenso wie vielen anderen Sportlern. Scheermesser sieht das genauso: „Was er im Training anbietet, steigert Max im Wettkampf noch.“ Gute Voraussetzungen für weitere Erfolge, für eine gute Weiterentwicklung. Die hat Jagodzinski, der die Eliteschule des Sports in Hohenschönhausen besucht und dort eine Ausbildung zum Fitnesskaufmann absolviert, durchaus vor Augen. „Mein größtes Ziel ist es, eines Tages an Paralympischen Spielen teilzunehmen.“ Dafür wird er sich quälen müssen, das weiß er, aber: „Dazu bin ich auf jeden Fall bereit, ich habe sogar richtig Bock drauf.“

 

Dietmar Wenck, Berliner Morgenpost

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