Wie die Berliner Kanutin Pauline Jagsch der Ehrgeiz packte

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| © Tilo Wiedensohler / camer4

Auf dem Wasser hat sie sich schon immer wohl gefühlt. „Ich bin in Müggelheim aufgewachsen“, erklärt Pauline Jagsch, warum sie dort in ihrem Element ist. Ihrer ganzen Familie gehe das so. Besonders das Paddeln hat es ihr angetan, seit sie sich mit sechs Jahren in der Vorschule ins Kanu setzte. Aus dem kleinen Mädchen ist eine große Frau geworden: 185 Zentimeter groß. „Bei den Mädels kennt man wenige so große Frauen“, sagt sie, das gibt ihr in ihrem Sport von Natur aus eine gewisse Überlegenheit mit. „Rudern wäre noch besser, ich will bloß nicht rückwärts fahren.“

Pauline Jagsch lacht. Sie lacht viel. Die offene, junge Frau erzählt auch gern. Von ihren Anfängen, dass sie ihre sportliche Betätigung lange als reine Freizeitbeschäftigung ansah. Richtiger Leistungssport war nicht ihr Ding. „Ehrgeizig bin ich schon, aber nicht so verkrampft“, sagt sie. Trotzdem zählte sie in Berlin stets zu den Besten, gewann Meistertitel. 2018 wurde sie deshalb erstmals zum Berliner Verbandstraining eingeladen. Die große Welle nahm Fahrt auf.

Seitdem „geht es nur noch bergauf“, berichtet Pauline Jagsch. Sie wechselte vom Köpenicker SC zum SC Berlin-Grünau, „weil das der professionellste Verein ist“. Sie besucht die Flatow-Oberschule, trainiert ein- bis zweimal täglich. Die Erfolge blieben nicht aus. Gemeinsam mit Lena Röhlings gewann sie bei den deutschen Jugend-Meisterschaften im K2 Gold, das erste richtige Gänsehaut-Gefühl. Sie startete mehrere Male bei Olympic Hope Games.

Sechs Wettbewerbe, sechs Medaillen für Pauline Jagsch

2019 trat sie zum zweiten Mal bei den deutschen Nachwuchs-Meisterschaften an. Sechs Wettbewerbe – sechs Medaillen. Alles lief wie am Schnürchen, und das zeigte ihr, dass sie sich richtig entschieden hatte, mehr aus ihrem Talent zu machen. Ihr Ehrgeiz war jetzt richtig angestachelt. Die Erfolgsserie riss nicht ab, trotz erschwerter Bedingungen durch Corona. So hat sie im Juni bei den Jugend-Europameisterschaften in Posen im K1 über 500 Meter den zweiten Platz erreicht. Außerdem wurde sie im K2 über die gleiche Distanz Dritte in einem Boot mit Gesine Ragwitz. Deshalb wurde sie nun zu Berlins Nachwuchssportlerin des Monats August gewählt.

Natürlich hat sie sich die Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Tokio angeschaut. Dort nahmen etliche Athleten und Athletinnen teil, die zu ihrer Trainingsgruppe unter Lars Kober gehören: Conrad Scheibner etwa, Tim Hecker oder Lisa Jahn, die allesamt in Finals standen. Ist das auch ihr Ziel? „Olympia ist das Coolste, was man so erreichen kann“, antwortet Pauline Jagsch, „ich sehe aber auch, wie viel Arbeit dahintersteckt.“ Dennoch: „Wenn es weiter so gut passt, würde ich das auch machen.“

Zunächst sind ihr Ziel jedoch die Junioren-Weltmeisterschaften vom 3. bis 6. September in Montemor-o-Velho in Portugal. „Da wünsche ich mir auch eine Medaille“, sagt die Köpenickerin. Entweder im Einer. Oder wieder an der Seite von Gesine Ragwitz. „Im Zweier“, sagt sie, „wäre es noch viel schöner. Da kann man sich zusammen freuen.“

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