Johanna Schikora: Mit mentaler Kraft zur Weltmeisterschaft

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| © Eberhard Thonfeld

Johanna Schikora holte zweimal WM-Gold im Finswimming und ist nach einer schwierigen Zeit Berliner Nachwuchssportlerin des Monats.

Zwei Monate vor dem Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere liegt Johanna Schikora mental am Boden. Der Lockdown hat der jungen Berlinerin zu schaffen gemacht, im Training bekommt sie Panikattacken. Dabei bereitet sich die 19-Jährige gerade auf die Weltmeisterschaft im Finswimming vor.

Anfang Juli war das dann vergessen, Schikora gewann tatsächlich zweimal Gold über 800 und 1500 Meter. „Ich habe einfach so getan, als würde ich vor Selbstbewusstsein strotzen. Gegen meine Konkurrentinnen habe ich die Rennen dadurch schon vorher gewonnen“, erklärt Schikora. Für den Doppeltriumph wurde sie jetzt als Berliner Nachwuchssportlerin des Monats September ausgezeichnet.

Finswimming ist die schnellste Fortbewegung im Wasser

Im Finswimming sind die Sportler mit beiden Beinen in einer Monoflosse verankert, auch die Arme sind gestreckt und der Ursprung der Bewegung kommt aus dem Rumpf. „Es erinnert ein bisschen an einen Delfin“, sagt Schikora. Mit ihrer Siegeszeit von 13:22 Minuten über 1500 Meter stellte die Berlinerin einen neuen deutschen Rekord auf und war gut zwei Minuten schneller als der Weltrekord im klassischen Freistil-Schwimmen. Finswimming gilt als die schnellste Methode, sich im Wasser aus eigener Kraft fortzubewegen.

Mit elf Jahren entdeckte Schikora die Sportart für sich. „Ich habe früher viel Klavier gespielt und wollte dann mit der Schule nicht auch noch den ganzen Tag sitzen“, sagt die Berlinerin. Aus ihrem damaligen Hobby ist inzwischen deutlich mehr geworden, die Berlinerin ist als Leistungssportlerin Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr.

Das ist eigentlich unüblich für Sportler aus nichtolympischen Randsportarten. Das Finswimming wird jedoch populärer, vor allem mehr Kontakte zum Deutschen Schwimm Verband helfen den Sportlern. „Ich war schon zweimal mit dem DSV im Trainingslager“, erzählt Schikora, deren Vorbilder die olympischen Medaillengewinner Florian Wellbrock und Sarah Köhler sind.

Die Berlinerin möchte Psychologie studieren

Sportlich gesehen sind Schikoras nächste Ziele die World Games 2022 in den USA, die quasi die olympischen Spiele für nichtolympische Sportarten sind. Im Training erwartet Schikora bis zu diesem Höhepunkt die Herausforderung der kürzeren Distanz über 400 Meter. Ihre längeren Paradestrecken sind nicht im Wettkampfprogramm enthalten. „Ich muss jetzt mit den Distanzen runtergehen und an meiner Explosivität arbeiten. Aber das macht Spaß, ich freue mich darauf“, erklärt Schikora.

Auch im außersportlichen Bereich hat die 19-Jährige große Pläne und will jetzt ein Psychologiestudium beginnen. Das Thema der mentalen Gesundheit beschäftigt sie schon länger, früher hatte sie mal Essstörungen. „Ich treffe in der Sportfördergruppe ja auf viele andere Spitzensportler und merke da, wie präsent das Thema einfach für uns ist“, sagt Schikora, die deshalb natürlich auch die größere mediale Aufmerksamkeit des Themas seit den Olympischen Spielen begrüßt. „Es wird viel zu häufig im Spitzensport noch totgeschwiegen“, sagt die Berlinerin.

 

Berliner Morgenpost, Nelis Heidemann

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