Volle Kraft voraus für Berlins Kanuten Julius Geisen

Berlin. Die Frage, wie jemand einen Tag meistert, der eigentlich in Reinickendorf zu Hause ist und jeden Tag in Köpenick trainiert, hat Julius Geisen ganz pragmatisch beantwortet. „Ich wohne in Heiligensee, habe dort mit Kanu angefangen, und um Sport und Schule besser zusammenzubekommen, bin ich auf die Sportschule gewechselt. In Köpenick musste ich auch ins Internat, dort trainiere ich dann auch“, sagt der Berliner.

Und auf der Flatow-Schule unweit der Regattastrecke Grünau reift nun die nächste große Kanu-Hoffnung aus Berlin heran. Eine Hoffnung, von der der Berliner Landestrainer Lars Seibt überzeugt ist, „dass er ein ganz Großer werden kann, wenn er auf dem Boden bleibt“. Das Wort Olympiasieger will Seibt zwar nicht aussprechen, aber: „In diese Richtung denke ich schon. Vielleicht noch nicht 2024, aber bei den nächsten Spielen wird er in jedem Fall dabei sein.“

Julius Geisen holt in Hamburg fünf deutsche Jugendtitel

Die Aussichten, die Julius Geisen schon jetzt, im Alter von 15 Jahren hat, können glänzender kaum sein. In der Jugend zählt er bereits zu den Allerbesten. Erst im August, bei den deutschen Jugendmeisterschaften, räumte er mit fünf Titeln einiges ab. Sein Ziel für das kommende Jahr? „Nicht mehr fünffacher deutscher Meister, sondern siebenfacher. Doch darauf muss ich erst noch hintrainieren“, sagt der Schüler mit den Lieblingsfächern Physik, Biologie, Chemie und Mathe.

In Hamburg, bei den 100. Meisterschaften des Deutschen Kanu-Verbandes, gab es schon mal Gold im Einer-Kajak (500 Meter), im K2 (500, 1000 und 5000 Meter) sowie im K4 (500 Meter). Dabei profitierte Julius Geisen erneut von seinen beiden Stärken, die selbst Trainer Seibt ins Schwärmen kommen lassen: seinem Armzug und seinem Endspurt.

„Im Einer über 500 Meter war ich bis 50 Meter vor dem Ziel noch Zweiter, das war schon recht spannend“, erzählt der 15-Jährige. Sein Geheimnis für den Endspurt? „Die anderen lassen dann irgendwie nach und ich bekomme dann noch einen Energieschub am Ende und ziehe noch mal an“, erklärt er.

Julius Geisen erstaunt mit enormen Kraftwerten

Der Endspurt ist nicht zuletzt auch das Resultat seiner enormen Armlänge, wie Seibt zu berichten weiß. „Was er in diesem Alter schon für Kraftwerte hat, ist erstaunlich“, sagt der Landestrainer, der seinen Schützling auch durchaus in der Lage sieht, schon in der höheren Altersklasse zu starten, auch wenn dies nur in den Mannschaftsbooten möglich ist.

„Vom Leistungsvermögen könnte er da ohne Weiteres mitfahren. Er ist teilweise schon schneller als die, die dort normalerweise starten“, erzählt Seibt über Julius Geisen, den er als „sehr ruhigen Typ“ wahrnimmt: „Er diskutiert nicht rum mit dem Trainer, macht das, was gesagt wird. Ich kann von ihm nur positiv reden. Er bringt sich in die Trainingsgruppe ein, die ohnehin unwahrscheinlich harmoniert.“

Beste Voraussetzungen also für ein Talent, das natürlich auch noch einiges hat, was es zu verbessern gilt. „Paddeln ist sehr viel Technik, da fehlt mir noch ein bisschen was“, sagt Julius Geisen, der es auch mal mit Handball versucht hatte, ehe er ins Boot stieg. Sein Trainer sieht „vor allem in der Rumpfdrehung“ noch Steigerungspotenzial: „Er paddelt sehr aus den Armen. In seinem Alter kann man das noch aus den Armen stemmen, aber wenn er älter wird, mss deutlich mehr aus dem Rumpf kommen.“ Julius Geisen wird sicherlich auch dies auf seinem Weg, ein ganz Großer seines Sports zu werden, mit Bravour meistern.

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