Die ehrgeizige Linda Hensel segelt von Titel zu Titel

Es kommt nicht oft vor, dass sich Linda Hensel über einen zweiten Platz freut. Die junge Seglerin aus Köpenick liebt kaum etwas so sehr wie zu gewinnen – anderen Platz eins zu überlassen, widerspricht ihrem durch und durch ehrgeizigen Naturell. Im Golf von Mexiko machte Linda eine Ausnahme: Da segelte sie im Juli dieses Jahres nämlich zur U19-Vizeweltmeisterschaft der Mädchen in der olympischen Bootsklasse ILCA6, schneller war nur ihre gute Freundin Eve McMahon aus Irland. Selten hat sich eine Silbermedaille so gut angefühlt.

„Das war voll in Ordnung. Eve war als Europameisterin super drauf, an ihr gab es kein Vorbeikommen. Für mich war die ganze Reise in die USA extrem schön, und auf die Vizeweltmeisterschaft bin ich unheimlich stolz“, blickt die 18-jährige Hensel auf jene famose Sommerregatta und ihren bislang größten persönlichen Erfolg zurück. Das kann sie auch sein. Die Auszeichnung als Berlins Nachwuchssportlerin des Monats Oktober ist daher auch verdient.

Linda Hensel Trophäenschrank ist schon prall gefüllt

Prall gefüllt war Linda Hensels Trophäenschrank aber auch vorher schon. 2018 wurde sie Berliner Jugendmeisterin im ILCA 4, der kleineren Einsteigerbootsklasse, im gleichen Jahr kam noch der erste Platz bei der internationalen deutschen Jugendmeisterschaft hinzu. 2020 erreichte Linda die Spitzenposition beim Nachwuchs-Europacup in Warnemünde in gleich zwei Altersklassen, bei der traditionsreichen Kieler Woche war im gleichen Jahr auch keine Konkurrentin des U19-Jahrgangs besser.

Hensel segelt nicht nur für die Freie Vereinigung der Tourensegler Grünau 1898 und den VSaW (Verein Seglerhaus am Wannsee), sondern steht auch im Leistungskader der deutschen Jugend-Nationalmannschaft. Irgendwann, na klar, will sie auch bei Olympia an den Start schippern. „Aber erstmal geht es für mich darum, auch im Erwachsenenbereich erfolgreich zu sein. Das ist nämlich ein großer Schritt“, weiß die Abiturientin des Flatow-Gymnasiums, jener renommierten Sport-Eliteschule unweit des großen Müggelsees.

Aus der einst begeisterten Balletttänzerin wurde eine Vollblut-Seglerin

Wasser – das war schon immer Hensels Element. Ihr Vater, selbst begeisterter Segler, legte ihr die Liebe zum Boot quasi in die Wiege. „Früher habe ich auch Ballett sehr geliebt, aber irgendwann musste ich mich entscheiden. Und das Segeln wurde zum Mittelpunkt meines Lebens.“ Das ist ganz wörtlich zu verstehen, denn die Trainings- und Wettkampfstunden auf dem Wasser stehen über allem. Da muss sich auch die Schule unterordnen. „Ich bin super dankbar, dass ich Klausuren so flexibel nachholen darf. In den Wintermonaten bin ich meistens weg, da steht oft Training in Portugal oder Spanien an.“

Hensel weiß, wie wichtig die Verbindung von Sportlerin und Boot auf dem Wasser ist

Und wenn Hensel dort oder anderswo im Gewässer den Wind im Gesicht spürt, dann hat das fast etwas Transzendentes. Dann wird sie eins mit ihrem Sportgerät. „Es geht beim Segeln darum, das Boot zu fühlen. Natürlich brauchst du auch körperliche Fitness, aber das alleine bringt dir nichts“, weiß die Jugend-Vizeweltmeisterin. „Auch der sportlichste Mensch der Welt ist nicht automatisch ein guter Segler.“

Was für viele Titel ebenfalls nicht fehlen darf, ist eine gesunde Portion Wettkampfehrgeiz. Die kann man Hensel in keinem Fall absprechen. „Der Moment, sich auf Platz eins vorbeizuschieben, ist unvergleichlich.“ Und manchmal, da ruft eben auch Platz zwei dieses süße Gefühl des Triumphs hervor. So oder so: Linda Hensel will es noch oft erleben.

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