Para-Schwimmerin Döhler: Mit Herz und ganz viel Ehrgeiz

Johanna Döhler sieht mit dem Herzen gut, sagt sie. Das hat die 12-jährige Para-Schwimmerin schon jetzt als eine Art Lebensmotto für sich festgelegt, seitdem bei ihr im frühen Kindesalter die fortschreitende Augenkrankheit Retinitis pigmentosa diagnostiziert wurde. Sie reduziert Johannas Sehkraft auf ein absolutes Minimum. Und hinter diesem Motto verbirgt sich nicht nur das aufgeweckte Wesen einer lebensfrohen Siebtklässlerin, sondern auch eine beachtliche Trophäensammlung.

Deutsche D-Jugendmeisterin bei der National Series 2021, zwei internationale deutsche Meisterschaften, die Para Games Rostock in diesem Jahr: Johanna Döhler steht noch am Anfang ihrer jungen Karriere, aber ist bereits eine Titel-Abräumerin. „Eine echte Wettkampfsau“, präzisiert Mama Jessica. „Wir haben noch keinen Schrank für die ganzen Medaillen, aber Zeit wird’s“, lacht sie.

Erst im Oktober hat ihre ehrgeizige Tochter in der Startklasse S 13 einen deutschen Rekord über 400-Meter-Lagen aufgestellt. Bei den Berliner Kurzbahnmeisterschaften ließ sie das übrige Teilnehmerfeld in 6:34,71 Minuten hinter sich. Die Wahl zu Berlins Nachwuchssportlerin im Monat Dezember hat sich Johanna nicht nur deswegen verdient.

Para-Schwimmerin trainiert neun Mal in der Woche

Für ihre Erfolge trainiert die Internatsschülerin des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin (SLZB) hart. Neun Einheiten stehen wöchentlich auf dem Plan. Zum Teil zwei am Tag, inklusive Kraft- und Mentaltraining sowie auch Wochenendprogramm. „Am Sonnabend muss ich meist um 7:30 Uhr morgens los, das ist natürlich nicht immer ganz so schön“, schmunzelt Johanna.

Aber weil sie das Schwimmen über alles liebt, quält sie sich auch zu dieser unwirtlichen Uhrzeit aus dem Bett und arbeitet akribisch, um ihre Bestzeiten zu steigern. An hohen Zielen mangelt es Johanna nicht: Einmal wenigstens möchte sie bei den Paralympics mitmachen, das ist ihr großer Traum – wenn möglich schon 2028 in Los Angeles oder vier Jahre später in Brisbane. „Am Schwimmen macht mir einfach alles Spaß. Ich möchte immer meine Bestzeit toppen. Außerdem mag ich es sehr zu gewinnen“, sagt Johanna. Wettkampfsau eben. Die Mama weiß Bescheid.

Trainer Lück weiß um Johannas großes Talent

Trainer Benjamin Lück, der mit Johanna seit zwei Jahren beim Berliner Schwimmteam intensiv zusammenarbeitet, kann diese Erfolgsgier nur bestätigen: „Der deutsche Rekord hat ihr noch mal einen unheimlichen Motivationsschub gegeben. Da hat sie gesehen, dass sie ihre Träume ganz real und messbar verwirklichen kann. Für eine 12-Jährige, die seit einem Jahr eine Sportschule besucht, ist das sicher nicht alltäglich. Sie bringt eine sehr große Veranlagung mit“, erzählt Lück.

Dabei gehören die 400-Meter-Lagen eigentlich nicht zu Johannas Paradedisziplin. Am liebsten schwimmt sie Freistil auf gleicher Distanz oder 50 Meter Rücken. „Aber sobald es ins Wasser geht, bin ich voll da – egal auf welcher Strecke“, sagt die junge Rekordhalterin. Auch ein Spruch, der als Motto taugen würde – aber da hat Johanna Döhler ja schon ein viel besseres.

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