BR Volleys verlieren Auftaktspiel

4.218 Zuschauer, unter ihnen zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Sport - u.a. DVV-Präsident Werner von Moltke, der neue DVL-Geschäftsführer Marko Beens sowie Männer-Bundestrainer Raul Lozano - sowie der große Kreis der Berliner Sponsoren, erlebten eine attraktive Mixtur aus Unterhaltung, Show und Volleyball der (nationalen) Spitzenklasse. 'Wir werden vielleicht zu Saisonbeginn noch keine geschlossene Mannschaftsleistung abliefern können, aber ich vertraue der individuellen Klasse unserer Spieler", hatte Berlins Cheftrainer Mark Lebedew vor dem Anpfiff ahnungsvoll kundgetan. Jammern darüber, dass er vor allem wegen der Europameisterschaft (Kmet, Krystof, Sivula) sein Team erst wenige Tage vor dem Auftaktspiel beisammen hatte, mochte der Australier nicht: 'Es ist eben so, wenn man viele Nationalspieler im Kader hat und sollte keine Ausrede sein. Das Problem haben andere Mannschaften auch." Als Lebedew bei 14:18 des Eröffnungssatzes eine Auszeit nahm, war klar, dass seine Prognose durchaus angebracht war. Und dieser Durchgang zugunsten der Gäste ausgehen würde. Düren agierte selbstbewusst und taktisch clever. Bei den Berlinern zeigten sich immer wieder Abstimmungsfehler. In der Annahme, im Angriff, bei der Blocksicherung und in der Feldabwehr. Düren lag stets vorn: 6:3, 8:4, 15:10, 21:17, 25:21. Zwar gelangen den Gastgebern durchaus gute Aktionen, die jedoch immer wieder von missglückten abgelöst wurden. Düren, das im Gegensatz zu den BR Volleys bis auf den EM-Teilnehmer Stefan Hübner den nahezu kompletten Kader während der Ligavorbereitung zur Verfügung hatte, blieb auch in der Endphase cool und abgeklärt. Mit einer ausschließlich aus deutschen Volleyballern bestehenden Startformation, von denen die meisten einst in Berlin beim VC Olympia oder direkt beim Volleys-Vorgänger SCC Berlin baggerten und schmetterten. Bei den BR Volleys indes, durch die Verletzung von Roko Sikiric mit insgesamt vier Deutschen inklusive des VCO-Nachwuchsakteurs Ruben Schott, durfte mit Urgestein und Publikumsliebling Felix Fischer lediglich ein Aktiver mit deutschem Pass auflaufen. Dazu aus dem Vorjahr neben Zuspieler Jaroslav Skach noch Martin Krystof als Libero. Sowie als Neue im Orange-BR-Dress Paul Carroll (Diagonal), Urpo Sivula, Pablo Bengolea (Außen) und Tomas Kmet (Mitte). Es spricht für die Cleverness, die Routine und Abgeklärtheit der BR Volleys, dass dieser unerwartete Satzverlust die Konzentration und Präzision beim Favoriten eher anstachelte. Als sich Nervosität und Unsicherheit angesichts der starken Gegenwehr sowie ob der imposanten Kulisse bei Berlin gelegt hatten, spiegelten sich die individuellen Vorteile des Favoriten im zweiten Abschnitt immer deutlicher ab. Der Vorjahres-MVP mit seinem getapten linken Schlagarm, Paul Carroll, fand nun die Löcher im gegnerischen Block. Tomas Kmet und Antreiber Felix Fischer steigerten sich im Verein mit der neuen Annahmeachse. Und zusammengehalten wurde das Berliner Spiel wie so oft von den beiden Tschechen, Regisseur und Kapitän Skach sowie Top-Libero Krystof. Mit 25:17 gelang Berlin der Satzausgleich. Danach dominierten die Lebedew-Schützlinge das Geschehen auch im dritten Abschnitt mit 25:18. Doch die evivo Truppe von Trainer Söhnke Hinz, etliche Jahre erfolgreich als Juniorenauswahl- und VCO-Trainer in Berlin, gab sich nicht geschlagen. Angeführt von Routinier Hübner fanden Fabian Kohl, Christian Fromm, Kapitän Jaromir Zachrich, Tim Elsner und Matthias Böhme zurück ins Match und wiesen im vierten Satz eindrucksvoll nach, dass sie unbedingt einen Platz in der Liga-Spitzengruppe beanspruchen. Zwar dominierten die Gastgeber weiterhin das Geschehen, jedoch ließen Skach & Co zu viele Punktmöglichkeiten ungenutzt und verschenkten auf diese Weise die Vorentscheidung. Evivo nutzte diese Nachlässigkeiten im Berliner Spiel eiskalt für sich und glich mit 25:21 aus. Urplötzlich hatten die BR Volleys ihre Dominanz verloren, verspielten im Tiebreak einen 3:1-Start und kamen beim 8:10 mächtig ins Wackeln. Aus dem 11:11 machte Düren ein 13:11. Wieder kam Berlin auf 13:13 heran. Ein mächtiger Aufschlaghammer von Sivula bescherte im nervenaufreibenden Schlagabtausch den ersten Matchball. Als deren drei nicht verwandelt wurden, weil einmal der Angriffsabschluss nicht konsequent genug gesucht wurde, machte Matthias Böhme mit einem kompromisslosem Smash den 20. Dürener Sieg im 49. Ligaduell zwischen beiden Vereinen perfekt. Was ihm zugleich die Auszeichnung als bester Spieler eintrug. 'Wir wollten gut spielen und wenn möglich gewinnen. Das ist gelungen", meinte der gebürtige Berliner, Bruder des Nationalspieler Marcus Böhme. Trainer Söhnke Hinz: 'Nach dem 1:2, bei dem Berlin in den Sätzen zwei und drei viel Druck mit dem Service machte, habe ich gesagt, nur dranbleiben. Unsere Chancen kommen noch. Sie kamen und wir haben sie dann am Ende dank einer sehr guten Block/Feldabwehrleistung auch nutzen können. Ein Spitzenteam der Liga sind wir trotz des Sieges noch nicht, aber ich hoffe, dass wir das Meisterschafts-Halbfinale erreichen." Berlins Manager Kaweh Niroomand sagte: 'Unsere Mannschaft spielte am Anfang wie zum Ende gehemmt. Möglicherweise aufgrund der ungewohnten Kulisse, oder dem Erwartungsdruck. Für Volleyball ungewöhnlich viele Abstimmungsfehler zeigen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben." Mittelblocker Felix Fischer trauerte vor allem den vergebenen Möglichkeiten im vierten Satz hinterher: 'Den hätten wir nach Hause bringen müssen. Keine Ahnung so kurz nach dem Spiel, woran das lag. Den fünften Satz - okay, den kann man verlieren." BR-Cheftrainer Mark Lebedew: 'Wir hatten nacheinem nervösen Start alles im Griff und in den beiden Schlusssätzen so viele Chancen. Vielleicht fehlte in kritischen Momenten der Mut zum Punkten. Und sicher hatten einige mit dem Druck und vor dieser riesigen Kulisse ein paar Probleme zuviel."

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