Sportpolitischer Erfahrungsaustausch

Landessportbund lud Bürgermeister, Sportstadträte und Vertreter der bezirklichen Sportämter ins Poststadion ein

Auch im Online-Zeitalter sind persönliche Gespräche und Treffen sinnvoll. Der sportpolitsche Erfahrungsaustausch, den der Landessportbund gemeinsam mit Bezirksbürgermeistern, Sportstadträten und Vertreterinnen bzw. Vertretern der bezirklichen Sportämter im SportPark Poststadion führte, zeigte das erneut. Die Tagesordnung war umfangreich. Es ging aber auch, wie LSB-Präsident Klaus Böger zur Begrüßung sagte, um das persönliche Kennenlernen zu Beginn einer neuen Legislaturperiode, in der es einige personelle Veränderungen gibt. Deshalb dankte er den Vertretern aus allen zwölf Berliner Bezirken, dass sie der Einladung des LSB gefolgt waren. Sehr erfreulich war auch, dass der neue Staatssekretär der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Christian Gaebler, mit zwei Mitarbeitern an dem Gespräch teilnahm.

Das Poststadion ist ein gutes Beispiel für Sportstättenentwicklung: eine moderne Sportanlage als grüne Oase inmitten der Großstadt. Das gelingt noch nicht überall, wie auch in den Gesprächen bei diesem Treffen deutlich wurde.

Größtes Problem in vielen Bezirken ist nach wie vor der Freizug der als Notunterkünfte für Flüchtlinge genutzten Sporthallen. LSB-Vizepräsident Thomas Härtel sagte zu Beginn, dass laut LSB-Informationen nur noch sieben der ursprünglich 62 Hallen belegt sind. Der Freizug solle bis zu den Osterferien erfolgen. Aber jetzt komme es darauf an, diese Hallen auch schnellstmöglich zu sanieren. Die meisten Bezirksvertreter berichteten von positiven Erfahrungen mit der zuständigen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) bei der Begutachtung der Schäden. Ihre Aussagen darüber, wann alle betroffenen Hallen wieder dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung gestellt werden können, sind allerdings unterschiedlich: „Ich glaube nicht an eine Freigabe zum Schuljahresbeginn” sagte Carsten Spallek, Sportstadtrat in Mitte. Frau Götze vom Sportamt Steglitz-Zehlendorf: „Wir rechnen nicht vor Anfang 2018.” Noch pessimistischer ist Elisabeth Korte-Hirschfeld, Vorsitzende des Bezirkssportbundes Tempelhof-Schöneberg und Sprecherin des Arbeitskreises der Berliner Bezirkssportbünde: „Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten und die BIM brauchen zu lange. Als ob wir nicht von Kindern und Schülern reden. Wir brauchen verkürzte Ausschreibungsfristen und Abbau von Formalien, sonst reicht die Legislaturperiode nicht aus, um alle Hallen zu sanieren.” Dem widersprach Sportstaatssekretär Christian Gaebler. Sein Wunsch sei ein fester Zeitplan, wann welche Halle wieder für den Sport zur Verfügung steht. Was vereinfachte Ausschreibungen bei der Sanierung der freigezogenen Hallen betrifft, ist er skeptisch. Einig waren sich alle Beteiligten darin, dass die geplanten 1000 Euro als Entschädigung für alle Vereine und eine weitere Ausgleichszahlung für Mitgliederverluste ein positives Signal der Anerkennung sind. Wie Kerstin Lehsnau, Präsidentin des Berliner Turn- und Freizeitsport-Bundes berichtete, beklagen die Vereine ihres Verbandes wegen der Hallensituation einen Verlust von 1.400 Mitgliedern.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die geplante Änderung der Sportanlagen-Lärmschutzverordnung (SALVO), die in Kürze vom Bundesrat verabschiedet werden soll. Künftig gelten in den Abendstunden und am Wochenende die gleichen Lärm-Grenzwerte wie in den anderen Tagesstunden. Damit ist es prinzipiell möglich, abends länger zu trainieren und am Wochenende weitere Punktspiele auszutragen. Das ist ein Fortschritt, der jedoch aufgrund von Änderungswünschen der Senatsumweltverwaltung und zweier anderer Bundesländer im Bundesrat zu kippen droht, wie Thomas Härtel informierte. Er bat um Unterstützung, damit die in neun Jahren ausgehandelten Ergebnisse nicht aufs Spiel gesetzt werden. Parallel dazu hat der LSB ein Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller gerichtet, in der er die großen Bedenken des organisierten Sports formuliert, dass ausgerechnet aus Berlin unangekündigt Änderungswünsche kommen. Immerhin ist die Zahl der Konflikte und damit die Notwendigkeit, für eine sportfreundliche Gesetzgebung beim Thema Lärm zu sorgen, in einer wachsenden Stadt wie Berlin am größten. Seine Kritik an der SALVO-Reform bleibt aber auch in der ursprünglichen Fassung bestehen, weil es wegen der fehlenden Kinderlärmprivilegierung nach wie vor Kinder 1. und 2. Klasse gibt: „Bolzen Kinder und Jugendliche in den Abendstunden oder an Wochenenden auf öffentlichen Plätzen, gelten keine Lärm-Einschränkungen. Bolzen sie auf einem Sportplatz, wird der Verein bestraft. Damit sind Kinder im Verein weiterhin schlechter gestellt als Kinder auf Bolzplätzen. Das ist ungerecht.”

Darüber hinaus diskutierten die Bezirksvertreter über den Sanierungsstau bei öffentlichen Sportanlagen und das auf 18 Millionen Euro aufgestockte Sportstätten-Sanierungsprogramm, die Auslastung der Sportstätten, die Möglichkeiten für Vereine zum Kauf von Grundstücken und die Herausforderungen der „Wachsenden Stadt”. Auch die Präsidenten der Fachverbände Fußball, Leichtathletik und Turnen nutzen die Gelegenheit und berichteten über Themen, die ihnen wichtig sind. So bat Fußball-Verbandspräsident Bernd Schultz um Unterstützung bei der Errichtung einer Beachsoccer-Anlage, weil sich Deutschland mit Berlin um die Ausrichtung der Beachsoccer-WM 2019 bewerben möchte.

Im Anschluss tauschte sich Vizepräsident Härtel mit den Bezirken aus, die einen engen Bezug zum Wassersport haben, um u.a. über das Steganlagen-Problem zu sprechen. Auch die Unterschutzstellung des Müggelsees als Natur- bzw. Landschaftsschutzgebiet wurde angesprochen. Die LSB-Wassersportkommission ist auf einem sehr guten Weg, die wassersportliche Nutzung des Müggelsees als eines der wichtigsten Wassersportgebiete der Region sicherzustellen.

Drei Stunden Diskussion reichten natürlich nicht aus, um alle Fragen und Probleme zu diskutieren, die der Berliner Vereinssport hat. „Die Bezirke waren in der Vergangenheit immer ein wichtiger Partner des Sports und so soll es auch bleiben”, sagte Klaus Böger zum Abschluss dieses Treffens.

Text: LSB Berlin

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