Nachwuchssportlerin des Monats September - Johanna Schikora

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| © Camera4

Noch ist Finswimming nicht olympisch. Es könnte aber bald so weit sein. Dann wäre Johanna Schikora eine Medaillenhoffnung.

Sie ist Berlins flotteste Meerjungfrau: Keine ist im Wasser so schnell wie Flossenschwimmerin Johanna Schikora. Den Vergleich mit Arielle mag die Kaulsdorferin trotzdem nicht – auch weil Mermaiding eine eigene Sportart ist. Sie stellt klar: "Ich schwimme nicht auf Schönheit. Ich schwimme auf Zeit." Und zwar äußerst erfolgreich.

800-Meter-Weltmeisterin mit Europarekord

Bei der diesjährigen Jugend-Weltmeisterschaft in Tomsk/Sibirien war sie mit vier Medaillen beste Deutsche: Über 800 Meter holte sie Gold mit Europarekord. Jeweils Bronze gab es mit der 4x200 Meter-Staffel sowie über 200 und 400 Meter. Über diese Strecke hält Johanna Schikora aktuell auch den Jugend-Weltrekord, aufgestellt ebenfalls in diesem Jahr bei der EM der Erwachsenen in Breslau. Mit erst 15 Jahren ist Johanna schon jetzt die schnellste deutsche Frau im Becken und jüngstes Mitglied der Nationalmannschaft im Flossenschwimmen. Dafür wurde sie nun auch zur Berliner Nachwuchssportlerin des Monats September gewählt.

Flossenschwimmen, auch Finswimming genannt, ist die rasanteste Art, sich im Wasser ohne technische Hilfsmittel fortzubewegen. Mit bis zu zwölf Kilometern pro Stunde sind die Sportler unterwegs. Der Weltrekord über 100 Meter der Frauen liegt bei 38,09 Sekunden. Zum Vergleich: Die Freistilschwimmerinnen benötigen für dieselbe Strecke 51,71 Sekunden. Die Geschwindigkeit erzeugt beim Finswimming eine große Monoflosse, in der beide Füße fixiert sind. Sie sitzt so eng, dass die Athleten Seife verwenden müssen, um hineinzuschlüpfen. Jedes Modell ist eine Maßanfertigung. Bis zu 800 Euro kostet ein solches Exemplar für den Wettkampf. Die Flosse ist aus Karbon und kann bis zu acht Kilogramm wiegen.

Anfänger starten mit zwei kleinen Flossen

"Die muss man erst einmal bewegen können, deshalb gilt es zunächst, die Muskulatur aufzubauen", sagt Johannas Trainer Volko Kucher vom Tauchclub Fez. Anfänger starten deshalb mit zwei kleineren Flossen, danach üben sie mit einer leichteren Monoflosse, ehe sie auf die echte Wettkampfausrüstung umsteigen. "Johanna hat das mit ihrem Trainingsfleiß in Rekordzeit hingekriegt", sagt Kucher. Von der Anfängerin zur Weltmeisterin in zweieinhalb Jahren – "da bin ich echt stolz auf sie!" Doch starke Beinmuskeln allein reichen nicht, um zu gewinnen. "Es ist eine Ganzkörperbewegung", erklärt Johanna Schikora, die ein wenig an den Stil der Delfinschwimmer erinnert.

Vom Internationalen Olympischen Komitee ist Finswimming zwar als olympische Sportart anerkannt, bislang jedoch nicht in das olympische Programm aufgenommen worden. Die besten Flossenschwimmer starten stattdessen bei den World Games. In vier Jahren will Johanna Schikora ebenfalls dabei sein. Dafür trainiert sie fast jeden Tag, meist spätabends, da sie keine Sportschule, sondern ein reguläres Gymnasium besucht. Trotzdem findet sie nebenbei immer noch Zeit fürs Klavierspielen. Johanna Schikora ist im Rausch der Geschwindigkeit, doch ihren Sinn für die schönen Dinge hat sie nicht verloren.

Text: Philip Häfner // Berliner Morgenpost

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