Moritz Wolff will bald eine Rechnung begleichen

Berlin. Moritz Wolff weiß, wie sich das Scheitern anfühlt. 2018 kenterte der athletische Ruderer im Finale der Junioren-WM im Einer bereits nach 750 Metern. Und das als Favorit. „Das war einer meiner härtesten Tage und ein derber Rückschlag“, gibt Wolff zu, „ich fiel danach in ein tiefes Loch und hatte lange keine Lust mehr, in ein Boot zu steigen.“

Besonders der Spott in den sozialen Netzwerken habe ihm zugesetzt. „Da habe ich gelernt, wie schnell dein guter Ruf im Keller sein kann.“ Eine Erfahrung, die ihn offensichtlich gestärkt hat.

Denn dass Wolff eine Kämpfernatur ist, die sich aus allen Lagen wieder aufrafft, das hat er bei der diesjährigen U23-EM im Rudern in Duisburg bewiesen. In dieser ersten und einzigen internationalen Regatta, die im Corona-Jahr 2020 im europäischen U23-Bereich durchgeführt wurde, erreichte er im Einer bei starker Konkurrenz den zweiten Platz. Nur dem Italiener Nicolo Carucci musste er sich knapp geschlagen geben.

„Wäre die Strecke 100 Meter länger gewesen, hätte ich ihn gehabt“, sagt Wolff augenzwinkernd.


Neben dem Rudern ist Radfahren seine Leidenschaft

Dabei war er sich anfangs gar nicht so sicher, ob es in Duisburg überhaupt mit einer Medaille klappen würde. „Es war nicht nur wegen der Hygieneverordnungen und der langen Wettkampfpause ein besonderes Turnier“, erinnert sich der Köpenicker, „da herrschte schon ein ganz anderes Niveau und Tempo vor als im Juniorenbereich. Das habe ich anfangs leider verpennt. Irgendwann wollte ich dann eigentlich nur noch die Konkurrenz ärgern.“

Für dieses „Ärgern“ ist Wolff nun nach mehreren Monaten Abstinenz zum Berliner Nachwuchssportler des Monats September gekürt worden. Zwar ist er mit seinen 20 Jahren schon älter als die meisten seiner Vorgänger, doch in diesem besonderen Jahr der Pandemie fanden bekanntlich kaum Nachwuchskämpfe statt.

„Die Auszeichnung ist absolut gerechtfertigt“, kommentiert sein Trainer Adrian Bretting die ungewöhnliche Lage, „er hat in Duisburg trotz schwieriger Wettbewerbssituation wirklich gut abgeliefert.“

Auch auf dem Sattel. Seit September wird der Nachwuchssportler nämlich in einem digitalen Radprojekt ermittelt. Auf der Onlineplattform „Keep moving“ können Berlins Nachwuchsathleten ihre Leistungen und geradelten Kilometer für den guten Zweck mit der Öffentlichkeit teilen.

Zu Wolffs Glück – denn das Radfahren ist neben dem Rudern seine größte Leidenschaft: „Am liebsten messe ich mich mit meinen Kumpels auf der Straße“, verrät der zweifache Junioren-Europameister im Einer.

Sogar Olympia 2024 ist schon eine Perspektive für den Berliner

Auch zum Rudern ist der Bundespolizist in Ausbildung, der direkt gegenüber der traditionsreichen Regattastrecke Berlin-Grünau wohnt, über einen anderen Sport gekommen. „Ich habe relativ spät angefangen. Mit 14 bin ich vom Fußball zum Rudern gewechselt. Das hat mir auf Anhieb mehr Spaß gemacht.“ Und hier hat er auch kontinuierlich seine Leistung gesteigert.

„Moritz ist ein Supersportler, der sich hohe Ziele setzt und weiß, dass er täglich an ihnen arbeiten muss“, sagt Trainer Bretting. Auch der Bundestrainer habe daher schon ein Auge auf ihn für den Olympiakader geworfen. Perspektivisch könnte er im Doppelzweier oder -vierer 2024 in Paris antreten, was schon lange Wolffs ehrgeiziger Plan ist. Doch zunächst steht erst einmal die U23-WM 2021 an – und somit auch die Jagd nach Gold.

„Ich habe ja auch noch eine Rechnung mit Nicolo Carucci offen“, sagt Wolff selbstbewusst.

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