Luis Lenhart: Vom Abgrund zum strahlenden Comeback

Vor zwei Jahren wollte Luis Lenhart mit dem Turnen aufhören. Seine Bizepssehnen und die Knochenhaut im Schienbein waren so stark entzündet, dass der damals 15-jährige Berliner ganz nah vor dem verfrühten Karriereende stand. Hinzu kamen Probleme mit der Schulter. Lenhart haderte und litt, vor allem mental, wog alles Für und Wider ab und entschloss sich letztlich dazu, weiterzukämpfen. Den Sport, den er von Kindesbeinen an so liebte, nicht einfach aus seinem Leben zu verbannen, sondern wieder aufzustehen.

Gut, dass er nicht aufgab. „Das wäre im Nachhinein extrem schade gewesen“, erzählt Lenhart heute. „Die Ärzte haben mir gesagt, dass es körperlich eigentlich keinen Grund gibt, aufzuhören. Entzündungen durch Trainingsüberlastung sind beim Turnen relativ normal. Aber vor allem für den Kopf war diese Zeit extrem schwierig. Bei mir ging gar nichts, ehe ich mich wieder aufgerappelt habe, weil ich diesen Sport so sehr liebe.“

Turner stand vor dem frühen Karriereende

Dass Lenhart wieder um vordere Plätze bei internationalen Wettkämpfen turnt, ist für sich genommen schon eine Erfolgsgeschichte. Im April holte er beim renommierten Rheintalcup in der Schweiz Platz drei im Mehrkampf und Platz zwei am Barren.

Und Berlins Nachwuchssportler des Monats Juni will noch mehr. „Durch meine verletzungsbedingte Auszeit fehlt der alles überragende Erfolg bislang. Das Europäische Olympische Jugendfestival ist ein großes Ziel, daneben möchte ich an den Junioren-Europameisterschaften teilnehmen“, sagt der 17-jährige Schüler des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin.

Höchste Leistungsbereitschaft in sechs Disziplinen

Seine Sportart ist eine der härtesten. Eine tägliche Trainingseinheit umfasst gute drei Stunden, wobei allein schon die komplexe Erwärmung eine Stunde in Anspruch nimmt. Insgesamt weilt Lenhart wöchentlich 26 Stunden in der Halle.
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Dabei gilt es, sich in sechs Disziplinen möglichst gleichmäßig gut vorzubereiten. Barren, Reck, Boden, Sprung, Ringe und Pauschenpferd. Letzteres gehört zu Lenharts Favoriten. „Einfach ein tolles Turngerät“, sagt er. „Dafür investiert man bei Ringen und Sprung ein bisschen weniger, um die Punkte dann mit der Paradedisziplin wieder reinzuholen.“

Fahrtwind auf dem Motorrad schafft einen Ausgleich

Ein gestählter Körper und ausgewogene Ernährung sind beim leistungsmäßigen Turnen außerdem unabdingbar. Nicht zuletzt auch: ein klarer Kopf. „Das ist fast das Wichtigste. Wenn man einen Fehler macht, muss man daraus lernen und darf nicht unter dem Druck eingehen“, erklärt der ehrgeizige Abiturient. Seine Mutter, ebenfalls als Turnerin aktiv gewesen, tritt dabei neben Trainer Steffen Jahn als große Unterstützerin auf. „Sie hat alles im Blick“, sagt Lenhart.

Einen Ausgleich schafft für ihn das Motorradfahren. Da genießt Lenhart die frische Fahrtluft im Kontrast zur kräftezehrenden Zeit in Trainingshalle. In Zukunft will er noch mehr reisen, am besten sogar mit seiner PS-starken Maschine. Bis dahin verzückt Lenhart die Turnerwelt weiter. Das Kämpfen hat sich gelohnt.

Jeden zweiten Dienstag im Monat stellen wir Berlins Nachwuchssportler des Monats vor. Alles zur Wahl und Stimmabgabe unter www.morgenpost.de/nachwuchssportler.

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