Aktuelles in der Sportschuhforschung

Sportwissenschaft aktuell

Die Frühlingsluft zieht über die Stadt, die alten Lauftreter werden wieder aus dem Schrank hervorgeholt und es stellt sich die Frage, ob man sich für den bevorstehenden Sommer nicht ein neues Paar Laufschuhe gönnen sollte. Beim Kauf von Sportschuhen gibt es einige Unterschiede zu beachten, die hier in einem kurzen Ratgeber dargestellt werden.

 

Die Konzepte im Sportschuhbau der letzten Ja hre haben sich öfter verwandelt als die Skyline von Berlin. Es gibt viele Aspekte zu beachten, st eht man vor der Entscheidung einen neuen Laufschuh zu erwerben. Die Dämpfung, Stabilität, Führung und viele andere Faktoren spielen ein Rolle.

Trotz langjährigem Beharren auf "geführte" Schuhe hat die Prävalenz an Sportverletzungen nicht wirklich abgenommen. Den idelaen Sportschuh gibt es daher wohl nicht. Der Markt ist charakterisiert durch eine Vielfalt an sportartspezifischen Schuhen unter der Vorstellung, dass jede Sportart unterschiedliche Belastungen mit sich bringt und daher verschiedene Leistungen eines Schuhs erfordern. Das geht soweit, dass es für "asymmetrische Sportarten" wie Fechten sogar zwei unterschiedlich konzipierte Schuhe für links und rechts gibt. Doch bleiben wir beim Laufsport.


Aufbau des Sportschuhs

Der grundlegende Aufbau besteht aus zwei Komponenten, der Sohle und dem Oberteil. Der Oberteil bedeckt den Fuß, die Sohle sorgt für Stabilität und Dämpfung. 


Die Dämpfung

Lange wurden hohe Fersenaufprallkräfte für Erkrankungen des Bewegungsapparates angenommen, konnten aber nie schlüssig belegt werden. Neue Untersuchungen ergaben sogar, dass die Beanspruchungen von Knorpel, Bändern, Knochen und Sehen der unteren Extremität nur minimal von den Dämpfungseigenschaften der Sohle abhängig sind. Viel diskutiert wird in der Sportwissenschaft der Effekt des Fersenaufpralls und die Vibration der Weichteile. Aktuelle Erkenntnisse ergaben, dass die Aufprallkräfte hinsichtlich Sportverletzungen weniger bedeutend sind, als Müdigkeit, Komfort, Muskelarbeit sowie die Performance. Daher bleibt hinsichtlich den Dämpfungseigenschaften eines Sportschuhs nur zu sagen: "Ein mehr an Dämpfung scheint ebenso problematisch wie ein zu wenig!"


Die Bewegungskontrolle

Exzessive Rotationsbewegungen stehen im Zusammenhang mit Überbelastungssyndromen/Schmerzen im Kniegelenk. Auch von Stressfrakturen wird häufig berichtet. Daher besteht auch eine wichtige Aufgabe des Sportschuhs oder der Einlagen in der Ausrichtung des Skeletts. Eine Maßnahme kann die Unterstützung des Längsgewölbes sein. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Grad der Pronation (=Drehung des Fußes um seine Längsachse, bei der der äußere Fußrand gehoben und der innere Fußrand gesenkt wird) und dem Auftreten von Sportverletzungen. Daher spielt es eine große Rolle beim Sportschuhkauf festzustellen, wie hoch die Kraft beim Fersenaufsatz ist, die in die Pronation gedrückt wird. Diese Kraft kann je nach Konstruktion des Sportschuhs doppelt so hoch sein. Daher werden heutzutage weitausladende Fersenpartien sehr kritisch gesehen. Folglich sollte man beim Kauf auf einen geringeren "Flächenaufsatz der Ferse" achten.


Passform

Die Passform stellt eine "Interaktion" zwischen Schuh und Läufer dar und wird daher vom Sportler generell als sehr wichtig empfunden. Diese Eigenschaft nimmt beim Laufschuh eine Sonderstellung ein, da sie im Gegensatz zur Mechanik und Dämpfung nur schwer objektivierbar ist. Daher muss man beim Kauf die Passform selbst beurteilen.


Trends

Aufgrund diesen Eigenschaften ergeben sich zwei große Trends der Sportschuhentwicklung: Die Individualisierung der Passform und die Generierung von Kräften, ähnlich dem Barfußlauf. In diesem Sinne entstanden von den Herstellern verschiedene Arten von Laufschuhen, die vom Frauenschuh bis hin zum "biomorphen" Barfußschuh reichen. Bei einigen Herstellern kann man inzwischen individuell angefertigte Schuhe produzieren lassen, die gemäß der erfassten Fußform hergestellt werden. Diese Technologie ist nicht nur dem Läufer vorbehalten, sondern wird inzwischen auch dem Fußballer, Tennisspieler, Basketballer und Handballer angeboten.


Daher kann man schließen, dass das bisherige Paradigma in der Sportschuhentwicklung "Dämpfen, Stützen, Führen" zunehmend abgelöst wird von Konzepten, die das individuelle Bewegungsmuster des Sportlers berücksichtigen. Dabei steht immer mehr das natürliche Bewegungsverhalten des Fußes im Vordergrund, als dass man den anatomischen Käfig auf die Laufbahn schwingt. In diesem Sinne "Augen auf beim Sportschuhkauf"!


Wer mehr zum Thema wissen möchten, dem empfehlen wir:

  • Walther M, Mayer B (2008): Aktuelle Trends in der Sportschuhentwicklung. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 59, 1, 2008
  • Brüggemann, GP: Neue Aspekte zum Laufschuh. Sportorthopädie Sporttraumatologie 19 (2003) 93-95.28.  
  • Cavanagh PR: The running shoe book. Anderson World Inc., Mountain View, California, 1980. 
  • Grau, S, Baur, H, Horstmann, T: Pronation in der Sportschuhforschung. Dtsch Z Sportmed 54 (2003) 17-24.
  • Nigg BM, Segesser B: Der Laufschuh - Ein Mittel zur Prävention von Laufbeschwerden. Z Orthop 124 (1986) 765-771.
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